Die 1:12-Initiative

Mit einem guten Freund bin ich im Gedankenaustausch zur 1:12-Initiative. Ich bin auf der Suche eines Arguments, das nicht darauf basiert, die 1:12-Initiative abzulehnen, weil sonst die Ungerechtigkeiten ins Ausland abwandern würden, und wir nicht mehr davon profitieren könnten.

Dass die Lohnschere klein ist im Vergleich zu anderen Ländern (siehe NZZ vom 30.04.2013), und dass das Vermögen auf viele verteil ist (NZZ vom 27.04.2013), sind für mich Bestätigungen, dass es die 1:12-Initiative nicht braucht. Ich sehe aber noch kein Argument, dass die 1:12-Initiative sogar schädlich ist, denn, auch wenn wir eine hohe Kaufkraft, eine geringe Arbeitslosigkeit, ein super Ausbildungssystem haben, weshalb nicht weitere Verbesserungen einführen und Exzesse, die eben gar nichts mit der Schweizer Art und Kultur am Hut haben, abklemmen?

Ich kann mir als Liberaler vorstellen, dass, wenn jemand durch eigene Arbeit, Risikobereitschaft, Ausdauer zu einem besseren Lohn kommt, dass es ihm oder ihr zusteht. Die Frage ist hier, wo die Grenzen sind: welchen Faktor kann jemand durch eigene Leistung erreichen? Wenn man von Abzockern spricht, dann stimmt der Faktor sicher nicht mehr. Die Initiative setzt dort an, wo eigentlich der gesunde Menschenverstand (oder die Ethik und Moral) hätten greifen sollen. Die Schweiz ist liberal und belohnt die Leistungserbringung. Deshalb geht es uns allen hier so gut. Alle leisten auch viel. Abzocker gehören allerdings nicht hierher.

Symbolisch ist die Initiative sehr gut aufgestellt: kann jemand in einem Monat mehr leisten als jemand anders in einem ganzen Jahr? Wenn man die Frage bejaht, wird man die Initiative ablehnen.